Ein buntes Volksfest
Das Mexikanische Totenfest ist keine Trauerveranstaltung, sondern ein buntes Volksfest. Nach alt-mexikanischem Glauben kommen an Allerheiligen die Toten zu Besuch aus dem Jenseits und feiern mit den Lebenden ein besinnliches und dennoch fröhliches Wiedersehen mit Musik, Tanz und leckerem Essen.
Die Besucher erwartet ein großer Altar (ofrenda) zu Ehren aller Toten, der über und über mit Blumen, Speisen, Getränken sowie mit persönlichen Gegenständen und Fotos von Verstorbenen geschmückt wird. Alle Gäste sind bei unserem Fest herzlich eingeladen, im Laufe des Abends die ofrenda mit Kerzen und kleinen Erinnerungsstücken an die eigenen Verstorbenen zu ergänzen. Wir verwandeln den Veranstaltungsort in einen mexikanischen Markt, auf dem leckere, original mexikanische Speisen und Getränke kredenzt werden, als da sind Zuckergebäck und süßes Hefebrot, das zum Totenfest gebacken wird. Unser Abendprogramm bietet Theater, Tanz, Performance und Live-Musik. Wir lassen Raum für Besinnlichkeit und Nachdenklichkeit und laden gleichzeitig dazu ein, in einem warmen und fröhlichen ambiente unseren Verstorbenen zu gedenken.
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Zielgruppe
Das Mexikanische Totenfest richtet sich an alle kulturell aufgeschlossenen Menschen, große und kleine, die sich dem Thema Tod auf eine ungewöhnliche Art nähern wollen. In Deutschland setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass der Tod nicht verdrängt und tabuisiert werden sollte, dass Abschiednehmen nicht in festgelegten Bahnen verlaufen sollte, sondern dass Tod, Abschied und Trauer zu unserem Leben dazugehören und deshalb ihren Platz brauchen.
So brachten die Azteken der Sonne zum Beispiel Menschenopfer, weil sie glaubten, dass sie nur so am nächsten Tag wieder Licht spenden würde. Das Leben war nur eine von vielen Stationen in einer unendlichen Wirklichkeit. Wer starb, der kam nicht in den Himmel oder die Hölle, sondern in eine von 13 verschiedenen „Regionen“, die alle ganz attraktiv waren. Die Vorstellung einer Hölle, wie im Christentum, gab es nicht.
Wohin ein Toter wanderte, das hing davon ab, wie er ums Leben kam: starb eine Frau zum Beispiel während der Geburt, so ging sie direkt ins Reich der Sonne – ein paradiesischer Ort. Auch gefallene Krieger kamen in ausgesucht schöne Regionen, während ein vom Blitz Getroffener etwas bescheidener, aber keineswegs schlecht weiterleben durfte. Eine Strafe für ein eventuell schändlich geführtes Leben gab es nicht. Wohin die Reise später gehen würde, das war vom Lebenden nicht zu beeinflussen. Unter diesen Umständen gab es eigentlich keinen Grund, den Tod zu fürchten. Die aztekische Gesellschaft war sehr streng organisiert, das Leben war hart und voller Entbehrungen.
Heute ist das Totenfest ein lebendiges Beispiel für die Vermischung der spanischen und der altmexikanischen Kultur und Religion. Statt wie früher im August, feiert man das Totenfest heute an Allerheiligen – einem katholischen Feiertag. Die Messe liest der Pfarrer in vielen Regionen Mexikos auf dem Friedhof und stört sich nicht daran, wenn dazu die Blaskapelle spielt.
Auf jedem Altar für die Toten, der ofrenda, finden sich vier Elemente wieder, die aus vorspanischer Zeit stammen: Blumen als Zeichen der Erde, Kerzen, die das Feuer repräsentieren, Weihrauch als Symbol des Windes und Wasser. Katholische Heiligenbilder hängen neben dem Foto des Verstorbenen und ein Totenschädel aus Zucker liegt darunter. Dies sind nur einige Beispiele dafür, dass die Mexikaner das Kulturerbe ihrer Vorfahren bewahrt haben und heute trotzdem gläubige Katholiken sind. Jeder Beobachter kann in Mexiko – je nach Region – andere Details dieser Art entdecken. Dass die Mexikaner sich heute mit Skeletten und Totenschädeln necken und Witze über den Tod machen, erschreckt den normalen Mitteleuropäer etwas. Aber auch in Mexiko haben die Menschen Angst vor dem Tod; nur spricht man darüber – oft ironisch, manchmal auch ernst. Dadurch ist der Tod allgegenwärtig, man kann das Sterben nicht verdrängen. Und lebt so – vielleicht – ein bisschen mehr im Heute als im Morgen.